Mit On-Demand-Angeboten ÖPNV-Bedarfsverkehr modernisieren
Der bereits seit Jahrzehnten etablierte Bedarfsverkehr des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ergänzt oder ersetzt den Linienverkehr in nachfrageschwachen Zeiten und Gebieten. Bedarfsverkehr ermöglicht es, insbesondere in ländlich geprägten Räumen, die Daseinsvorsorge zu gewährleisten. Allerdings wird ÖPNV-Bedarfsverkehr selten zu attraktiven Angeboten weiterentwickelt und offensiv beworben.
Neue flexible Angebote liegen aktuell im Trend. Vielerorts entwickeln sich neue Mobilitätsangebote, die auf Abruf angeboten und als Sammelverkehr organisiert werden. Diese On-Demand-Mobilitätsdienste haben auch das Interesse der ÖPNV-Branche geweckt. Den ÖPNV-Aufgabenträgern stellen sich in diesem Zusammenhang u.a. folgende Fragen:
- Bietet sich durch On-Demand-Verkehr die Möglichkeit, dem ÖPNV-Bedarfsverkehr einen Modernisierungsschub zu geben?
- Könnten attraktive First- und Last-Mile-Angebote als Zubringer zu Haltestellen an Hauptlinien des Busverkehrs oder Bahnstationen geschaffen werden?
- Und kann so das Netz enger geknüpft werden?
Die Herausforderung für ÖPNV-Aufgabenträger und Anbieter von On-Demand-Verkehr besteht darin, einen Evolutionsprozess für die Angebote zu initiieren, sodass der bisher unter limitierten Anforderungen erprobte Verkehr dem komplexen Anforderungsprofil eines ÖPNV-Angebots gerecht wird – beispielsweise im Hinblick auf die angesprochene Zielgruppe oder die Tarifintegration. Zu nennen sind unter anderem die Umsetzung der Barrierefreiheit, eine regelmäßige Bestellung, beispielsweise durch Berufspendelnde, sowie die zuverlässige Verknüpfung mit im Takt verkehrenden Angeboten wie S-Bahn oder Regionalbus. Auch Fragen der Anpassung des On-Demand-Verkehrs an die Anforderungen des ÖPNV sind bisher noch weitgehend unerforscht.
Diesen Fragen ging das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag der Region Hannover im Forschungsprojekt „On demand besser ans Ziel!“ im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „MobilitätsWerkStadt2025“ nach. Die Region Hannover plant einen Modernisierungsprozess des nach-frageorientierten ergänzenden ÖPNV-Angebots auf der „Verteilungsebene“. Hier geht es um ÖPNV-Angebote bei Verbindungen mit niedriger Nachfrage, auf denen sich ein attraktiver Linienverkehr nicht realisieren lässt. Unter dem Produktnamen „sprinti“ soll ein wettbewerbsfähiger Last- und First-Mile-Baustein des ÖPNV, der an das frische Image der neuen On-Demand-Angebote anknüpft, zunächst in drei Pilotkommunen umgesetzt werden: Wedemark, Sehnde und Springe. Das Difu unterstützte den Prozessverlauf mit der wissenschaftlichen Begleitung des Vorhabens.
Eine neue Difu-Veröffentlichung fasst die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus der ersten Projektphase zusammen. Die Veröffentlichung hat den Charakter eines Werkstattberichts, der einen aktuellen Diskussionsstand widerspiegelt und der über das konkrete Vorhaben in der Region Hannover hinaus Hinweise zu Aspekten gibt, die für die Umsetzung von On-Demand-Verkehr mit Integration in den ÖPNV relevant sind.