Rathausplätze als Arenen urbaner Selbstverständigung
Das Heft 1/2019 der Zeitschrift ‚Moderne Stadtgeschichte‘ widmet sich dem Themenschwerpunkt ‚Rathausplätze als Arenen urbaner Selbstverständigung‘ in internationaler Perspektive. Der Themenschwerpunkt wurde auf der EAUH-Tagung in Helsinki 2016 festgelegt. Auf eine umfassend die Aspekte des Themas beleuchtende Einführung der Heft-Herausgeber Christoph Strupp (Forschungsstelle Zeitgeschichte Hamburg) und Malte Thießen (LWL-Institut für Regionalgeschichte/ Uni Oldenburg) folgt der Aufsatz von Karen Vannieuwenhuyze ‚Using and Producing Urban Political Space‘ über die politischen Inanspruchnahmen des Antwerpener Rathausplatzes im 19. Jahrhundert. Hana Svatošová beleuchtet den Altstädter Ring in Prag als zentralen Ort städtischer und nationaler Geschichte. Erika Szívós thematisiert Budapest als Stadt mit ‚vielen Herzen‘ für den Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bei der Herz-Metapher bleibt Christoph Strupp in seiner Darstellung des Hamburger Rathausmarkts in der Spannung zwischen lokaler Politik und medialer Öffentlichkeit in den 1970er und 1980er Jahren. Janine Schemmer greift ein aktuelles Thema auf, indem sie "Plätze des Protests" in Venedig im Kampf gegen den Ausverkauf der Stadt an den Massentourismus ins Zentrum stellt. Plätze ganz anderer Art werden in den beiden letzten Beiträgen des Schwerpunkts behandelt, zunächst im texanischen Dallas – Fort Worth, wo Kathryn Holliday und Colleen Casey dem Rathausplatz im Zeichen des Sprawl eine andere Funktion beimessen, dann in Argentinien, wo Melisa Pesoa die Gestaltung republikanischer Plätze in Bestrebungen der Gesellschaftsreform durch Stadtreform stellt. Das Thema wird abgeschlossen mit einer Leitrezension von David Templin, der den Sammelband von Christoph Bernhardt, ‚Städtische öffentliche Räume‘ bespricht.
Im Forum betrachtet Marc Banditt die Entstehung und Entwicklung des Kanalisationssystems in der ehemals deutschen Stadt Danzig und bettet dies in die zeitgenössischen Hygiene-Debatten ein. David Koser untersucht Prozesse der Citybildung in Berlin seit der Reichsgründung bis in die 1930er Jahre mit einem räumlichen Schwerpunkt auf Friedrichstadt und Dorotheenstadt.
Unter ‚Berichte‘ wird über eine Tagung zur Nutzung von Geo-Informationssystemen in der Stadtgeschichte informiert sowie über eine Konferenz zum Zusammenhang von Urbanisierung und internationaler Entwicklungspolitik im globalen Süden berichtet. Themen sind außerdem eine Tagung zum späten sowjetischen Dorf und der Spannung zwischen Urbanem und Ländlichem in der Sowjetunion. Die Tagung der britischen ‚Urban History Group‘ 2019 stand unter dem Thema ‚Voices of the City. People, Identity and Place 1600 to the Present‘. Schließlich wird eine Konferenz über ‘Histories and Rhythms of Urban Violence’ dokumentiert. Das Wirken von Axel Schildt als Stadthistoriker wird in einem gesonderten Nachruf von Adelheid von Saldern gewürdigt.
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