Foto: Impression vom Umweltbundesamt in Dessau
Veranstaltung

Verkehrswende gemeinsam gestalten: Straßen und Plätze neu entdecken

Wie können Kommunen gemeinsam mit Bürgern nachhaltige Mobilität und lebenswerte Städte gestalten? Gute Beispiele, Ideen und Strategien standen im Fokus der jährlichen kommunal mobil-Fachtagung am 7. und 8. Juni im Umweltbundesamt in Dessau.

In Zeiten städtischen Wachstums gewinnen Straßen über die reine Verkehrsabwicklung hinaus an Bedeutung. Veränderte Ansprüche an die Nutzung und Flächenverteilung städtischen (Straßen-) Raumes treffen auf konstant steigendes Verkehrswachstum, einhergehend mit hohen Abgas-, Lärm- und CO2-Emissionen. Diese Konkurrenzen stellen die kommunale Stadt- und Verkehrsplanung vor eine große Herausforderung.

Das im Rahmen der Tagung vorgestellte Beispiel der Stadt Siegen zeigte deutlich, wie Kommunen Umgestaltungsprozesse organisieren und erfolgreich umsetzen können. Die "Siegplatte" überdeckte für Jahrzehnte den Fluss Sieg. Um die innerstädtische Aufenthaltsqualität zu steigern, wurden die 200 Parkplätze auf der Betonplatte zurückgebaut und der Fluss wieder freigelegt. Begleitet wurde der Prozess von Informations- und Kunstaktionen, bei denen die Bürger u.a. ein Stück der "Siegplatte" als Andenken erwerben konnten.

Verkehrswende kann und muss auch durch Impulse der Bürger vorangebracht werden. Auf der Fachtagung wurde dies an Beispielen aus Köln, Berlstedt und Wuppertal deutlich. Mit dem "Tag des guten Lebens" hat sich in Köln eine jährliche Veranstaltung etabliert, die das Bewusstsein für Nachbarschaft und öffentlichen Raum stärkt. In Berlstedt forderten die Bürger sichere Radwege an den umgebenden Landstraßen ein. Die Wuppertalbewegung wiederum hat mit viel ehrenamtlichem Engagement und Überzeugungskraft brachliegenden Stadtraum für Naherholung und nachhaltige Mobilität reaktiviert.

Eine gute Möglichkeit für Kommunen mit der Stadtgesellschaft zu den Themen öffentlicher Raum und nachhaltige Mobilität ins Gespräch zu kommen, bietet die Europäische Mobilitätswoche. Die Bandbreite für große oder kleine Aktionen in diesem Rahmen wurde auf der Fachtagung beim "Ideen-Speed-Dating" deutlich. Bei der deutschen Koordinierungsstelle beim Umweltbundesamt sind zudem weitere Informationen und hilfreiche Tipps für die Organisation und Konzeption der Europäischen Mobilitätswoche verfügbar.

Finanzielle Unterstützung für große Umgestaltungsmaßnahmen aber auch kleinere, quartiersbezogene Aktivitäten werden durch Bund und EU bereitgestellt. Neben der Städtebauförderung werden auch in verschiedenen Förderprogrammen der Klimaschutzinitiative Finanzmittel für den Themenbereich bereitgestellt. Die Diskussionen auf der Fachtagung zeigten, dass Problembewusstsein und Handlungsdruck in den meisten Kommunen sehr ausgeprägt sind. Auch gibt es vielfach bürgerschaftliches Engagement, das als Ressource zum Erreichen kommunaler Ziele hilfreich sein kann. Ein gutes Zusammenspiel zwischen Kommunen und ihren Bürgern bei der Gestaltung öffentlicher Räume und der Verkehrsinfrastruktur ist für die Verkehrswende zentral.

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