Potenziale gemeinschaftlichen Wohnens – Beispiel Potsdam
Mittlerweile sind zahlreiche gemeinschaftliche Wohnprojekte entstanden. Die "Projektelandschaft" wurde auch bereits in Forschungsvorhaben (u.a. "Neues Wohnen" ) untersucht. Bislang standen dabei jedoch Bestandsaufnahmen, Best-Practice-Studien und die Frage nach (kommunalen) Unterstützungsmöglichkeiten im Vordergrund. Das Forschungsvorhaben "Von Pionieren zur städtischen Praxis" schließt sich hieran an und fragt, wie sich solche Formen gemeinschaftlichen Wohnens gesellschaftlich breiter verankern lassen.
Hierzu richtet sich der Untersuchungsfokus auf die Ebene der Städte. Es wird untersucht, welche Rolle gemeinschaftliches Wohnen für die kommunale Wohnungspolitik spielt. Als Fallbeispiel und "Reallabor" wird die Stadt Potsdam untersucht: Welche Potenziale hat gemeinschaftliches Wohnens für die Stadtentwicklung in Potsdam? Wie lassen sich diese neuen Formen des Wohnens und Zusammenlebens dort gezielt fördern und umsetzen?
Seit über zwanzig Jahren wird der Befund formuliert, dass sich die Wohnnachfrage immer heterogener darstellt und sich grundlegende Veränderungen der Wohnkultur abzeichnen. Es stellt sich die Frage, wie das "neue", "andere" oder "besondere" Wohnen aussehen könnte, und wer es umsetzt. Eine Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel wird in den gemeinschaftlichen Wohnformen gesehen: "Wahlverwandtschaften" treten neben leibliche Familienbeziehungen (Mehrgenerationenwohnen), lebendige Nachbarschaften ermöglichen vielfältigere Interaktionen und mehr Engagement oder gegenseitige Unterstützung in den Wohnquartieren. Diese Projekte wurden oft selbstorganisiert umgesetzt. Seit einigen Jahren ist jedoch ein verstärktes Interesse von institutionellen Wohnungsmarktakteuren an dem Thema zu beobachten.
Die im Projekt betrachteten Wohnformen lassen sich so charakterisieren:
- Der Gemeinschaftsbegriff wird so interpretiert: Mehrere Haushalte leben an einem Wohnstandort jeweils in separaten Wohnungen. Sie haben sich aber für das gemeinschaftliche Leben, gegenseitige Unterstützung oder die Verfolgung eines gemeinsamen Lebensgrundsatzes entschieden. Die Projekte oder Wohngruppen werden wesentlich durch die Bewohner selbst organisiert.
- Das Wohnprojekt sollte für eine Lebensform stehen, die als Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels unserer Zeit interpretiert werden kann.
- Das Wohnprojekt sollte über eine "Projektphilosophie" oder eine Programmatik oder ein bewusst gewähltes Image verfügen.
- Das Wohnprojekt sollte neue Formen/Prozesse des Bauens, (Ver-)Mietens, (Ver-)Kaufens und/oder Wohnens als Lebens- und Alltagsorganisation umfassen.
Die Forschungsarbeiten untergliedern sich in 11 Arbeitspakete. Das Difu verantwortet federführend AP 1 (Konzepte, Typologie), AP 2 (Bestandsaufnahme), AP 10 (Praxis-Leitfaden) und AP 11 (Konferenz vor Ort/Kommunale Strategien).
Die Abschlusskonferenz findet am 20. Juni 2019 im oskar. Begegnungszentrum in Potsdam statt.