Integration von Stadtplanung und ÖPNV für lebenswerte Städte
Belange des ÖPNV müssen in die strategische Stadt- und Verkehrsplanung einfließen
Difu Papers, 2016, 8 vierfarbige Fotos, 20 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2016
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Inhalt
Integration von Stadtplanung und ÖPNV
Die Erkenntnis, dass öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Stadtplanung stärker aufeinander bezogen werden müssen, ist nicht neu: Forderungen nach einer Integration von Stadt- und Verkehrsentwicklung reichen bis Anfang der 1970er-Jahre zurück, nachdem im Zuge der rasch voranschreitenden Automobilisierung die Ausrichtung von Stadtentwicklung an den Linien des schienengebundenen öffentlichen Verkehrs zugunsten einer flächenhaften Siedlungsentwicklung aus dem Blickfeld geraten war. Die seit den 1980er-Jahren immer deutlicher zutage tretenden Probleme durch den Autoverkehr schärften das Bewusstsein für den Zusammenhang von Siedlung und Verkehr. Strategien der Verkehrsverlagerung auf stadtverträglichere Verkehrsmittel gewannen an Bedeutung: Der Umweltverbund aus ÖPNV, Radverkehr und Fußverkehr sollte gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV) gestärkt werden und der Modal Split sich zu seinem Gunsten verändern. Daneben spielte die verträgliche Abwicklung des Autoverkehrs beispielsweise durch Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und der Parkraumbewirtschaftung eine zunehmend wichtige Rolle in einer stadtverträglichen Verkehrspolitik.
Neue Impulse durch die Weltumweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro
Eine verstärkte Aufmerksamkeit für integrierte Ansätze ist im Nachgang der Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 zu verzeichnen. Die angestrebten Entlastungen durch eine Förderung des Umweltverbunds waren in der Realität häufig nur gering, so dass insbesondere in den 1990er-Jahren vor dem Hintergrund des Leitbilds der „nachhaltigen Stadtentwicklung“ auch die Möglichkeiten der Verkehrsvermeidung durch eine integrierte Entwicklung („Stadt der kurzen Wege“) zunehmend diskutiert wurden. Zielsetzung hierbei ist, Siedlungs- und Verkehrspolitik stärker als bisher miteinander zu verknüpfen: Wohnverträgliche städtische Dichte und nutzungsgemischte Stadtstrukturen können einen Beitrag zur Verkehrsreduzierung leisten, da auch der Nahraum über potenzielle Ziele verfügt. Wege werden kürzer und können so leichter auch nicht-motorisiert zurückgelegt werden. Gleichzeitig kann Nutzungsmischung, die zu unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen in einem Quartier führt, zu einer gleichmäßigeren Auslastung der ÖPNV-Angebote beitragen.
Aus der Forschung in kommunale Praxis
Die Notwendigkeit eines Stadt- und Verkehrsentwicklung integrierenden Ansatzes sowie von Gewichtsverschiebungen zwischen den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds einerseits und dem MIV andererseits werden angesichts von Anforderungen des Klimaschutzes, der Verringerung der Flächeninanspruchnahme, der Reduzierung von Umweltbelastungen, der Ressourcenschonung, sozialpolitischer Gesichtspunkte und nicht zuletzt auch der Kosten für Infrastruktur und Angebote kaum noch bestritten. Nach jahrzehntelanger Diskussion wächst das Bewusstsein dafür, dass der integrierte Ansatz seinen Weg in die Praxis nehmen muss - und das nicht nur im Rahmen einzelner Modellprojekte. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte im Mai 2015 zu einem Fachworkshop eingeladen, und darauf aufbauend hat ein Autorenteam ein Papier zum Thema „Integration von Stadtplanung und ÖPNV für lebenswerte Städte“ erarbeitet, das die Handlungsfelder erläutert und Handlungsansätze aufzeigt, wie der ÖPNV zur Entwicklung attraktiver Städte beitragen kann. Dieser Fachaufsatz erscheint nun auch hier in der Reihe Difu-Papers.