Foto: Berliner Stadtbus
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Neue Bussysteme bieten gute Lösungen für Stadt und Land

Wie und ob sich der Bus vom Aschenputtel zur Königin des ÖPNV entwickelt, war Thema eines Difu-Seminars am 17. und 18. Mai in Berlin. Neue Bussysteme sind als ÖPNV-Systeme für die Zukunft interessant, es müssen jedoch noch viele Erfahrungen gesammelt werden.

Der Bus ist das wichtigste Verkehrsmittel des ÖPNV in Deutschland. Seine ausgesprochen vielfältigen Entwicklungsoptionen gaben den Anlass, in einem thematisch breit angelegten Seminar die Gegenwart und Zukunft dieses Verkehrsmittels zu beleuchten. Im Seminar wurden gute Konzepte für den ÖPNV in Stadt und Land vorgestellt. In Bad Belzig und Ellwangen wurde der Stadtbusverkehr neu strukturiert bzw. erstmals eingeführt. Besonderheit in Ellwangen: Der Bus verfügt auf einzelnen Streckenabschnitten nicht über feste Haltestellen und hält auf Zuruf. Im Städtedreieck Potsdam, Brandenburg und Bad Belzig wurde mit dem PlusBus ein Qualitätssprung beim Angebot erreicht. Der Fahrgastzuwachs im Berufs- und Freizeitverkehr zeigt, dass das Angebot auch für Nutzergruppen jenseits des Schülerverkehrs attraktiv ist. In Mönchengladbach wird als Reaktion auf hohe Nachfrage und geänderte Verkehrsbedürfnisse eine Liniennetzreform umgesetzt, durch die u.a. das radial ausgerichtete Angebot durch tangentiale Netzergänzungen erweitert wird.

Im Seminar wurde nach typisch hemmenden und unterstützenden Faktoren gefragt: In Mönchengladbach ist z.B. durch gute Kommunikation gelungen, die Kommunalpolitik für das Thema ÖPNV zu sensibilisieren. Wenn neue ÖPNV-Konzepte umgesetzt werden sollen, müssen sich Verantwortliche in der Verwaltung darauf einstellen, dass Anstrengungen und Beharrlichkeit notwendig sind. ÖPNV-Projekte sind kein Selbstläufer. Aber die Bedeutung des ÖPNV als Bleibefaktor im ländlichen Raum wird zunehmend erkannt. In Städten gibt die Diskussion um Luftqualität dem ÖPNV als kommunalpolitisches Thema Auftrieb.

Parallel zur Frage, was attraktive Bus-Angebote sind und wie sie umgesetzt werden können, sind eine Reihe technischer Entwicklungen zu beobachten, die künftig neue Handlungsspielräume eröffnen: die elektrische Antriebstechnik, autonom bzw. automatisiert fahrende Fahrzeuge sowie Innovationen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik, die flexible Angebote attraktiver machen können. Digitalisierung und Elektrifizierung bieten Chancen für neue Angebote und zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit. Erste Praxistests starten für neue On-demand-Verkehre – in Berlin wird es der BVG-BerlKönig sein. Welche Wirkungen diese Angebote haben, wird die Zukunft zeigen. Ihre Genehmigung nach dem Personenbeförderungsgesetz ist herausfordernd, aber nicht unmöglich.

Wenn gegenwärtig oft von autonom fahrenden Bussen die Rede ist, so handelt es sich tatsächlich um automatisiert fahrende Busse, die ihre Route gelernt haben, so dass sie die programmierte Strecke selbstständig bewältigen können. Die Entwicklung solcher Konzepte wird gegenwärtig im In- und Ausland stark vorangetrieben, so dass in den nächsten Jahren mit einem regulären Einsatz gerechnet werden kann. Für den ÖPNV ist diese Entwicklung interessant, weil sich neue Möglichkeiten für die Einrichtung (kurzer) Zubringerlinien ergeben, beispielsweise zur Erschließung eines Stadtzentrums. Als personalbediente Angebote wären sie nicht wirtschaftlich. Bis Busse tatsächlich autonom fahren, ist noch ein längerer Entwicklungsweg zurückzulegen.

Bei der elektrischen Antriebstechnik gilt, dass noch vieles im Fluss ist. Beispielsweise weiß man noch nicht, wie lange Batterien in Bussen tatsächlich eingesetzt werden können, bis ihre Leistungsfähigkeit nicht mehr ausreicht. Die Bestimmung eines optimalen Verhältnisses von Batteriekapazität einerseits, und Ladestrategie andererseits erfordert noch deutlich mehr Praxiserfahrung, die in nächsten Jahren gesammelt werden muss.

Die im Seminar diskutierten Fragen und Themen sind alle von hoher Relevanz für die Arbeit in den Kommunen und werden daher in künftigen Difu-Seminaren erneut aufgegriffen.

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