Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften (DfK),

Integration und Stadt

Cover: Integration und Stadt
Göschel, Albrecht (Bearb.)

Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften (DfK), Heft 1, 2001, deutsch, 121 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2001

Inhalt

Im Brennpunkt

  • Albrecht Göschel

    Integration und Stadt
  • Thomas Krämer-Badoni

    Urbanität und gesellschaftliche Integration
  • Walter Hanesch

    Armut und Integration in den Kommunen
  • Jürgen Friedrichs und Jörg Blasius

    Sozial-räumliche Integration von Türken in zwei Kölner Wohngebieten
  • Hartmut Häußermann und Walter Siebel

    Integration und Segregation - Überlegungen zu einer alten Debatte
  • Rosemarie Sackmann

    Integration von Zuwanderern in Frankreich und in den Niederlanden

Im Blickfeld

  • Kai Hofmann und Wolfgang Scherf

    Die Auswirkungen der Steuerreform 2000 auf die Gemeinden

Rezensionen

  • Wilhelm Heitmeyer und Reimund Anhut (Hrsg.)

    Bedrohte Stadtgesellschaft. Soziale Desintegrationsprozesse und ethnisch-kulturelle Konfliktkonstellationen

    Rezensiert von Uwe-Jens Walther

Albrecht GöschelIntegration und Stadt

Zusammenfassung: Es gilt als sicher, dass die Durchsetzung einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft und neue Migrationsströme in einem stärker vernetzten und erweiterten Europa zu neuen Ungleichheiten führen. Diese sind zwar anderer Art als jene Ungleichheiten im Wandel von der Früh- zur Hochindustrialisierung, übertreffen aber möglicherweise deren Ausmaß. Von einer neuen Polarisierung der Gesellschaft nicht nur in Arm und Reich, sondern darüber hinaus in Integrierte gegen Ausgegrenzte ist die Rede - wobei sich sehr kontroverse Analysen und Befunde gegenüberstehen. Ob die Stadt angesichts dieser irritierenden Perspektiven als "Integrationsmaschine" wirken kann, ob kommunale Sozialpolitik Funktionen eines integrierenden "Sozialstaats in Reserve" wahrzunehmen imstande ist oder ob derartige Vorstellungen und Hoffnungen nur Ausdruck eines unreflektiert nor-mativen und historisch überholten Denkens über die Stadt und deren integrative Leistungsfähigkeit sind - diese Fragen bilden den Gegenstand des ersten Heftes der neuen "Deutschen Zeitschrift für Kommunalwissenschaften".

Thomas Krämer-Badoni: Urbanität und gesellschaftliche Integration

Zusammenfassung: Der Beitrag setzt sich kritisch mit der These auseinander, die Stadt sei hinsichtlich der Integration von Migranten auf dem Weg zurück ins 19. Jahrhundert. Im Gegensatz dazu wird hier die These vertreten, dass die Stadt immer zugleich Integration und Ausgrenzung hervorgebracht hat. Die Unterschichtung der städtischen Bevölkerung durch die Migranten ist geradezu das Mittel der Integration, nicht etwa der Indikator für Ausgrenzung. Die einzige historische Entwicklungsphase, für die in Deutschland ein kontinuierlich wachsender Integrationsgrad der Migranten angenommen werden kann, ist die Zeitspanne von 1960 bis 1975. Diese Zeitspanne ist somit erklärungsbedürftig. Entwickelt man aus dieser Zeitspanne die normativen Postulate an die Integration von Migranten, überschätzt man notwendigerweise die Integrationsfähigkeit von Gesellschaften, was wiederum zu politisch unbefriedigenden und schädlichen Auseinandersetzungen führen muss.

Walter Hanesch: Armut und Integration in den Kommunen

Zusammenfassung: In dem Beitrag werden die Herausforderungen untersucht, die sich aus der Existenz von Armut für den kommunalen Sozialstaat ergeben. Ausgehend von der Darstellung gängiger Armutskonzepte werden ausgewählte empirische Befunde der neueren Armutsforschung in der Bundesrepublik präsentiert. Zwar steht bei der Bekämpfung der Armut die Bundesebene im Vordergrund, doch hat die kommunale Ebene an Bedeutung gewonnen. Eine In-Pflichtnahme des kommunalen Sozialstaats findet insbesondere dadurch statt, dass die Sozialhilfe die Funktion einer materiellen Basissicherung übernehmen muss und sich die Anforderungen an die soziale Infrastruktur durch die Folgen der Armut erhöht haben. Auch aktuelle Forderungen nach einer Bekämpfung arbeitslosigkeitsbedingter Armut richten sich vor allem an die Kommunen. Soll eine strukturelle Überforderung durch das Armutsproblem vermieden werden, müssen die Rahmenbedingungen für kommunales Handeln verbessert werden. Zugleich sind die Entwicklung und Umsetzung eines Gesamtkonzepts einer "Stadtentwicklung des sozialen Ausgleichs" gefordert, um eine Konzentration von benachteiligten Bevölkerungsgruppen in benachteiligten Stadtteilen zu verhindern und gleichwertige Lebensbedingungen im gesamten Stadtgebiet herzustellen.

Jürgen Friedrichs und Jörg Blasius: Sozial-räumliche Integration von Türken in zwei Kölner Wohngebieten

Zusammenfassung: Es ist umstritten, in welchem Ausmaß einzelne ethnische Minderheiten integriert sind; Angehörige der Minderheiten wohnen zumeist in Wohngebieten, die als benachteiligt bezeichnet werden. Der Artikel richtet sich auf das Ausmaß der Integration von Angehörigen einer ethnischen Minderheit, der Türken, in zwei benachteiligten Wohngebieten in Köln. Die empirische Studie zeigt, dass die Türken unter schlechteren Wohnbedingungen leben, eher ausziehen wollen und kleinere soziale Netzwerke haben als die Deutschen. Hingegen missbilligen sie abweichendes Verhalten stärker als die deutschen Bewohner. Insgesamt sind sie weniger integriert.

Hartmut Häußermann und Walter Siebel: Integration und Segregation - Überlegungen zu einer alten Debatte

Zusammenfassung: Es werden zwei Modelle der urbanen Integration vorgestellt: ein individualistisches und ein kollektives Modell. Nur Letzteres ist unter heutigen Bedingungen realistisch. Es fasst Segregation als ein notwendiges Übergangsstadium im Prozess der Integration von Migranten auf. Die in Politik und allgemeiner Öffentlichkeit heftig geführte Diskussion "Pro und Contra Segregation" wird referiert. Dass sie bisher so unentschieden verlaufen ist, wird auf falsche Erklärungen und ungenügende Differenzierungen zurückgeführt. Schließlich werden einige Überlegungen zu einer angemessenen städtischen Integrationspolitik angestellt. Diese muss sich an folgenden Aufgaben und Zielen orientieren: Segregation zuzulassen und zu verhindern, Einwanderungsquartiere als Dauereinrichtung der Stadt und als Durchgangsstation für Individuen zu akzeptieren, Mechanismen informeller Konfliktmoderation zu installieren, sensible Frühwarnsysteme zu entwickeln, die Kontrolldichte zu lockern und öffentliche Räume zu sichern - Einwanderung verlangt von der Politik diesen außerordentlich schwierigen Balanceakt.

Rosemarie Sackmann: Integration von Zuwanderern in Frankreich und in den Niederlanden

Zusammenfassung: Der Beitrag untersucht am Beispiel Frankreichs und der Niederlande die Auswirkungen unterschiedlicher Konzepte auf Integrationsprozesse unter besonderer Berücksichtigung der kommunalen Ebene. Frankreich und die Niederlande sind für ihre unterschiedlichen Integrationskonzepte - individuelle Assimilation einerseits, Inkorporation ethnischer communities andererseits - bekannt. Der Blick auf die Situation von Zuwanderern als Ausländern stellt die Unterschiede anders dar: in dieser Perspektive stehen Frankreich für die Aufrechterhaltung von Differenz und die Niederlande für deren Aufhebung. Neben diesen Unterschieden zeigt sich, dass die Anforderungen, die Integration an die kommunale Praxis stellt, aufgrund ihrer Ähnlichkeiten größtenteils auch zu ähnlichen Versuchen der Problembewältigung führen. Zugleich werden aber auch die Grenzen von Integrationskonzepten allgemein sichtbar: die Dominanz der Arbeitsmarktprobleme. Hier scheitert bislang auch die Gleichstellungspolitik der Niederlande.

Kai Hofmann und Wolfgang Scherf: Die Auswirkungen der Steuerreform 2000 auf die Gemeinden

Zusammenfassung: Die mit der Steuerreform 2000 verbundene Belastung der Gemeinden blieb in der finanzpolitischen Diskussion weitgehend unbeachtet. Die erheblichen kommunalen Mindereinnahmen, die sich konjunkturbedingt weiter erhöhen können, gefährden die in den vergangenen Jahren erzielten Konsolidierungserfolge. Hinzu kommen gravierende strukturelle Fehlentwicklungen. Die Gewerbesteuer wird durch die unsystematische Teilanrechnung auf die Einkommensteuerschuld der Personenunternehmen weiter ausgehöhlt. Auch die Erhöhung der Gewerbesteuerumlage geht in die falsche Richtung. Insgesamt macht die Steuerreform erneut deutlich, wie stark die kommunale Finanzautonomie durch den Einfluss von Bund und Ländern eingeschränkt ist. Abhilfe schaffen könnte ein Ersatz der Gewerbesteuer durch eine kommunale Wertschöpfungsteuer sowie ein Hebesatzrecht bei der kommunalen Beteiligung an der Einkommensteuer.

Die Autorinnen und Autoren dieses Hefts

PD Dr. Jörg Blasius, Akademischer Rat, Zentralarchiv für empirische Sozialforschung, Universität zu Köln, Bachemer Str. 40, D-50931 Köln, E-Mail: blasius [at] za [dot] uni-koeln [dot] de (blasius[at]za[dot]uni-koeln[dot]de)

Prof. Dr. Jürgen Friedrichs, Direktor des Forschungsinstituts für Soziologie, Universität zu Köln, Greinstraße 2, D-50939 Köln, E-Mail: friedrichs [at] wiso [dot] uni-koeln [dot] de (friedrichs[at]wiso[dot]uni-koeln[dot]de)

Dr. Albrecht Göschel, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Postfach 120321, D-10593 Berlin, E-Mail: goeschel [at] difu [dot] de (goeschel[at]difu[dot]de)

Prof. Dr. Walter Hanesch, Professur für Sozialpolitik und Sozialverwaltung, Fachbereich Sozialpädagogik, Fachhochschule Darmstadt, Adelungstraße 51, 64283 Darmstadt, E-Mail: whanesch [at] fh-darmstadt [dot] de (whanesch[at]fh-darmstadt[dot]de)

Prof. Dr. Hartmut Häußermann, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Soziologie, Stadt- und Regionalsoziologie, Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin, E-Mail: hartmut [dot] haeussermann [at] sowi [dot] hu-berlin [dot] de (hartmut[dot]haeussermann[at]sowi[dot]hu-berlin[dot]de)

Dipl.-Volkswirt Kai Hofmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Volkswirtschaftlehre II, insbesondere Finanzwissenschaft, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Licher Straße 74, D-35394 Gießen, E-Mail: kai [dot] hofmann [at] wirtschaft [dot] uni-giessen [dot] de (kai[dot]hofmann[at]wirtschaft[dot]uni-giessen[dot]de)

Prof. Dr. Thomas Krämer-Badoni, Universität Bremen, Kooperation Universität Arbeiterkammer (KUA), Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung "Arbeit und Region", Postfach 330440, D-28334 Bremen, E-Mail: tkb [at] kua [dot] uni-bremen [dot] de (tkb[at]kua[dot]uni-bremen[dot]de)

Dr. Rosemarie Sackmann, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien, Fachbereich 8 Sozialwissenschaften/Politikwissenschaft, Universität Bremen, Postfach 330440, D-28334 Bremen, E-Mail: Sackmann [at] barkhof [dot] uni-bremen [dot] de (Sackmann[at]barkhof[dot]uni-bremen[dot]de)

Prof. Dr. Wolfgang Scherf, Professur für Volkswirtschaftslehre II, Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Justus-Liebig-Universität Gießen, Licher Straße 74, D-35394 Gießen, E-Mail: wolfgang [dot] scherf [at] wirtschaft [dot] uni-giessen [dot] de (wolfgang[dot]scherf[at]wirtschaft[dot]uni-giessen[dot]de)

Prof. Dr. Walter Siebel, Institut für Soziologie, Universität Oldenburg, Postfach 2503, D-26111 Oldenburg, E-Mail: walter [dot] siebel [at] uni-oldenburg [dot] de (walter[dot]siebel[at]uni-oldenburg[dot]de)

Prof. Dr. Uwe-Jens Walther, Professur für Stadt- und Regionalsoziologie, Institut für Sozialwissenschaften, Technische Universität Berlin, Franklinstraße 28-29, D-10587 Berlin, E-Mail: Uwe-Jens [dot] Walther [at] tu-berlin [dot] de (Uwe-Jens[dot]Walther[at]tu-berlin[dot]de)

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