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Pressemitteilung

Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2020“: Das sind die zehn Preisträger

Insgesamt 250.000 Euro Preisgeld für klimaaktive Kommunen beim Wettbewerb des Bundesumweltministeriums und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu)

online. Kommunen tragen wirkungsvoll zum Klimaschutz bei und passen sich erfolgreich an die Folgen des Klimawandels an. Wie unterschiedlich die Wege und Maßnahmen dorthin sind, zeigen die diesjährigen Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune“, die heute öffentlich bekannt gegeben wurden. Die persönliche Übergabe der Auszeichnung – wie sonst üblich im Rahmen der Kommunalen Klimakonferenz – war pandemiebedingt in diesem Jahr leider nicht möglich. Daher gratulierten die Veranstalter umso herzlicher auf virtuellem Wege in einem Film.

Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium: „Die Corona-Pandemie belastet vor allem die Kommunen in Deutschland stark. Um in dieser Zeit eine Unterstützung zu leisten, hat das Bundesumweltministerium im Zuge des Konjunkturprogramms der Bundesregierung die Förderung des kommunalen Klimaschutzes noch einmal verbessert. Im Rahmen unserer Nationalen Klimaschutzinitiative, mit der wir engagierte Kommunen in ganz Deutschland fördern, konnten wir die Förderquoten erhöhen. Das Konjunkturprogramm wird in Kommunen als Beschleuniger für einen nachhaltigen und klimafreundlichen Weg in die Zukunft dienen. Konkrete Beispiele dafür, wie dieser Weg beschritten werden kann, zeigen die Gewinner im diesjährigen Wettbewerb ‚Klimaaktive Kommune‘“.

Professor Dr. Carsten Kühl, Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik, unterstrich als Mitveranstalter des Wettbewerbs: „Die ausgezeichneten Projekte zeigen wieder, wie vielfältig Klimaschutz in Kommunen umgesetzt wird und wie engagiert sich viele Menschen vor Ort für das Thema einsetzen. Sie leisten einen sehr wichtigen Beitrag und Sie sind exzellente Vorbilder und Impulsgeber. Bitte machen Sie weiter so.“ Kooperationspartner des Wettbewerbs sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

Die zehn Gewinner erhalten jeweils 25.000 Euro Preisgeld, das wieder in Maßnahmen zum Klimaschutz bzw. zur Anpassung an den Klimawandel zu investieren ist. Die gleichrangigen Gewinner sind:

Kategorie 1 Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune (44 Bewerbungen)

  • Stadt Aalen (Baden-Württemberg): Null-Energie-Neubau am Schubart-Gymnasium
  • Main-Taunus-Kreis (Hessen): Strombilanzkreismodell
  • Stadt Geisa (Thüringen): Klimafreundliche Nahwärmeversorgung in einer denkmalgeschützten Altstadt

Kategorie 2 Klimaanpassung in der Kommune (24 Bewerbungen)

  • Landeshauptstadt Dresden (Sachsen): Selbstverpflichtung zur Klimaanpassung bei kommunalen Hochbauvorhaben
  • Landkreis St. Wendel (Saarland): Probeanbau der Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“
  • Stadt Osnabrück (Niedersachsen): Gründachstrategie zur Klimafolgenanpassung

Kategorie 3 Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen (78 Bewerbungen)

  • Landeshauptstadt München (Bayern): Kampagne „München Cool City"
  • Rems-Murr-Kreis (Baden-Württemberg): Förderprogramm „Agenda 2030 – Projekte für eine nachhaltige Entwicklung mit Bezug zum Klimaschutz"
  • Kreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen): Klimaschutzbürger 2.0

Sonderpreis Kommune und Jugend gemeinsam klimaaktiv (30 Bewerbungen)

  • Stadt Bremerhaven (Bremen): Jugendklimarat Bremerhaven

Detaillierte Infos und Kurzfilme über alle Gewinnerprojekte gibt es online.

Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ wird seit 2009 jährlich vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik ausgelobt. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Der Wettbewerb richtet sich an Städte, Landkreise und Gemeinden. Die Jury besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamtes und der kommunalen Spitzenverbände. Bewerbungen waren in diesem Jahr in vier Kategorien möglich. Insgesamt wurden 176 Bewerbungen eingereicht.

 

Die Kategorien im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2020“:

Kategorie 1 „Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune“

Vorbildliche Maßnahmen zur Minderung des Ressourcen- beziehungsweise Energieverbrauchs in Kommunen, zum Beispiel in den Bereichen Stadtplanung und -entwicklung, Mobilität und Fuhrpark, Infrastruktur oder intelligente Vernetzung. Ebenso gefragt sind erfolgreich umgesetzte Projekte in der Abfall- und Abwasserwirtschaft, in Industrie- und Gewerbegebieten sowie durch Kopplung verschiedener Sektoren. Die Steigerung der Ressourcen- und Energieeffizienz kann dabei beispielsweise mit technischen, organisatorischen oder sozialen Maßnahmen verbunden sein.

Kategorie 2 „Klimaanpassung in der Kommune“

Erfolgreiche kommunale Ansätze, die das Querschnittsthema der Anpassung an die Folgen des Klimawandels – wie stärkere und häufiger auftretende Starkregenereignisse, Stürme, Hitzewellen oder Trockenperioden – vor Ort voranbringen. Eingereicht werden können zum Beispiel konkrete Maßnahmen, handlungsfeldbezogene oder fachübergreifende Strategien, planerische Instrumente oder Modellprojekte, um den Schutz der Bevölkerung sowie die Robustheit von Gebäuden, Infrastrukturen, Natur- und Erholungsräumen gegen zukünftige Extremwetterereignisse zu stärken. Synergien von Klimaanpassung und Klimaschutz sind wünschenswert.

Kategorie 3 „Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen“

Vorbildliche Aktionen, um auf kreative Weise auf die Themen Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen und Menschen zur Umsetzung eigener Maßnahmen zu motivieren. Gefragt sind sowohl komplexe Kampagnen als auch einzelne Angebote für interne und externe Zielgruppen.

Sonderpreis „Kommune und Jugend gemeinsam klimaaktiv“

Erfolgreiche Projekte zum Klimaschutz oder zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, die gemeinsam mit Jugendlichen umgesetzt werden, zum Beispiel Projekte in der eigenen Verwaltung oder mit Schulen, Ausbildungsstätten, Unternehmen und Vereinen. Wichtig ist das gemeinsame Vorgehen, am besten von der Idee über die Planung bis zur Umsetzung.

 

Die Projekte der Gewinnerkommunen:

Kategorie 1 „Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune“

Stadt Aalen (Baden-Württemberg): Null-Energie-Neubau am Schubart-Gymnasium

Mit dem Fachklassentrakt am Schubart-Gymnasium hat die Stadt Aalen ein Null-Energie-Gebäude errichtet, das auf eine Kombination aus erneuerbarer Energie, Energieeffizienz und Ressourcenschonung setzt. Dabei kommt das Gebäude in weiten Teilen ohne großen Technikeinsatz aus und nutzt stattdessen – wo immer möglich – natürliche Prinzipien wie etwa Licht und Thermik. Die Bilanz spricht für sich: Das Gebäude produziert so viel Energie, wie es verbraucht, und sorgt zusätzlich für ein optimales Lernklima für die Schülerinnen und Schüler.

Main-Taunus-Kreis (Hessen): Strombilanzkreismodell

Mit seinem Strombilanzkreismodell hat der Main-Taunus-Kreis eine Strategie entwickelt, um überschüssige erneuerbare Energie, die in seinen Liegenschaften produziert wird, bilanziell nicht ins öffentliche Netz einzuspeisen, sondern in eigenen Liegenschaften ohne regenerative Stromerzeuger zu verbrauchen. Dadurch erhöht der Kreis die Wirtschaftlichkeit seiner Anlagen und den Versorgungsgrad mit selbst erzeugtem, klimafreundlichem Strom vor Ort. Jährlich können so Gelder in fünfstelliger Höhe eingespart und in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden.

Stadt Geisa (Thüringen): Klimafreundliche Nahwärmeversorgung in einer denkmalgeschützten Altstadt

Die Stadt Geisa zeigt mit ihrem Projekt, dass Denkmalschutz und Klimaschutz kein Widerspruch sein müssen. Mit zwei effizienten Holzhackschnitzelanlagen, die zwei getrennte Nahwärmenetze versorgen, gelingt es der kleinen Gemeinde, alle kommunalen Gebäude in der denkmalgeschützten Altstadt sowie weitere Liegenschaften mit klimafreundlicher Energie zu beliefern. Neben effektiven CO2-Einsparungen profitiert die Kommune von gesunkenen Kosten und kann so in weitere Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz investieren.

Kategorie 2 „Klimaanpassung in der Kommune“

Landeshauptstadt Dresden (Sachsen): Selbstverpflichtung zur Klimaanpassung bei kommunalen Hochbauvorhaben

Mit ihrem seit Ende 2019 geltenden Erlass „Dresden baut grün“ stellt die Landeshauptstadt Dresden sicher, dass bei allen kommunalen Hochbauvorhaben Fassaden- und Dachbegrünungen umgesetzt werden, zudem wird bei der Gestaltung von Freiflächen eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung berücksichtigt. Mit einem ämterübergreifenden Erarbeitungsprozess ist es der Stadt erfolgreich gelungen, das Thema Klimaanpassung in der Verwaltung sowie bei vielen Akteuren zu verankern, um die Stadt klimagerecht weiterzuentwickeln.

Landkreis St. Wendel (Saarland): Probeanbau der Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“

Mit dem Probeanbau der Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“ leistet der Landkreis St. Wendel einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung sowie zum Klimaschutz. Gemeinsam mit dem Zukunfts-Energie-Netzwerk St. Wendeler Land e. V. und weiteren regionalen Akteuren wurde der Anbau der „Durchwachsenen Silphie“ systematisch erprobt und umgesetzt. Dank dieses Pioniergeistes trägt die klimarobuste Energiepflanze nun zur Einsparung von Ressourcen und zur regionalen Energiewende bei.

Stadt Osnabrück (Niedersachsen): Gründachstrategie zur Klimafolgenanpassung

Mit ihrer Gründachstrategie sorgt die Stadt Osnabrück dafür, dass das Thema Dachbegrünung vor Ort erfolgreich umgesetzt wird. Mit Hilfe eines Gründachkatasters, eines Förderprogramms und der Festlegung ökologischer Kriterien in der Bauleitplanung wirkt die Stadt den Folgen des Klimawandels entgegen. Die Gründachstrategie wird als Gemeinschaftsaufgabe gesehen und ist im Bestand sowie im Neubau, im privaten wie im kommunalen Eigentum zu realisieren.

Kategorie 3 „Kommunale Klimaaktivitäten zum Mitmachen“

Landeshauptstadt München (Bayern): Kampagne „München Cool City“

Mit ihrer komplexen, multimedialen Klimaschutzkampagne „München Cool City“ sensibilisiert und mobilisiert die Landeshauptstadt München Bürgerinnen und Bürger erfolgreich zu mehr Klimaschutz im Alltag. Über eine Website, Pressearbeit, Social Media, Wettbewerbe, Veranstaltungen, Veröffentlichungen und vieles mehr ist das Thema Klimaschutz stadtweit kontinuierlich präsent und erreicht mit vielfältigen Angeboten viele unterschiedliche Zielgruppen. Bei der Umsetzung von „München Cool City“ arbeiten verschiedene Akteure aus Verwaltung und Stadtgesellschaft zusammen.

Rems-Murr-Kreis (Baden-Württemberg): Förderprogramm "Agenda 2030 – Projekte für eine nachhaltige Entwicklung mit Bezug zum Klimaschutz"

Mit seinem Förderprogramm „Agenda 2030 – Projekte für eine nachhaltige Entwicklung mit Bezug zum Klimaschutz“ unterstützt der Rems-Murr-Kreis gemeinnützige Vereine mit Sitz im Kreis bei der Umsetzung von klimaschutzrelevanten und nachhaltigen Projekten. Von 2019 bis 2022 stehen dafür jährlich 50.000 Euro zur Verfügung. Dabei ist der Rems-Murr-Kreis nicht nur Fördermittelgeber, zusätzlich unterstützt er die einzelnen Projekte bei ihrer Umsetzung und präsentiert sie öffentlichkeitswirksam. Andere Kommunen können das Förderprogramm übernehmen und an ihre Bedürfnisse anpassen.

Kreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen): „Klimaschutzbürger 2.0"

Mit seinem Projekt „Klimaschutzbürger 2.0“ motivierte der Kreis Steinfurt ausgewählte Haushalte dazu, ein Jahr lang an einem medial begleiteten Selbstversuch teilzunehmen, wie Klimaschutzmaßnahmen in den Alltag integriert und damit Ressourcen, beispielsweise Energie oder Wasser, eingespart werden können. Mit verschiedenen Veranstaltungsformaten machte der Kreis die Teilnehmenden rundum fit in Sachen Klimaschutz. Diese wurden zu erfolgreichen Botschafterinnen und Botschaftern für Klimaschutz und regten andere öffentlich zum Nachmachen an. Bei den Beteiligten zeigten sich schon nach wenigen Monaten messbare Ressourceneinsparungen von fast zehn Prozent. Projektpartner war der Verein energieland2050 e. V.

Sonderpreis „Kommune und Jugend gemeinsam klimaaktiv“

Stadt Bremerhaven (Bremen): Jugendklimarat Bremerhaven

Mit dem Jugendklimarat wurde in der Stadt Bremerhaven ein ständiges Beteiligungsgremium etabliert, das die Zusammenarbeit von Jugendlichen und Verwaltung stärkt und den Mitgliedern tiefere Einblicke in kommunale Entscheidungsprozesse ermöglicht. Mit eigenen Projekten und Initiativen kann sich der Jugendklimarat aktiv im kommunalen Klimaschutz und bei der Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels einbringen. Dies fördert das Klimaschutzbewusstsein junger Menschen in Bremerhaven und trägt zu einer zukunftsfähigen Stadtgestaltung bei.

 

Der Wettbewerb "Klimaaktive Kommune" wird im Rahmen des Projekts "Klimabühne" vom Deutschen Institut für Urbanistik durchgeführt. Das Projekt wird aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert und dient der Information, Motivation und Vernetzung von Kommunen im Thema Klimaschutz.

 

Kontakt



Anna Hogrewe-Fuchs

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