Aktuelle Information,

Raus aus der Stadt?

Zur Erklärung und Beurteilung der Suburbanisierung

Cover der Publikation
Heinrich Mäding

Aktuelle Information, 2004, 8 Abb., 1 Übers., deutsch, 12 S., Deutsches Institut für Urbanistik 2004

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Inhalt

Seit dem Ende einer langen Phase der Urbanisierung sind viele Stadt-Land-Unterschiede weitgehend eingeebnet. Die Auflösung der optisch wahrnehmbaren Stadtgrenzen im Siedlungsteppich ist ein offenkundiges Zeichen für die zunehmende Verstädterung des Raumes, diffuse Zwischenformen breiten sich aus. In der "Aktuellen Information" wird die differenzierte Problematik der Suburbanisierung dargestellt. Der Fokus liegt dabei auf deutschen Erfahrungen der Jahrzehnte nach 1950, prognostische Erwägungen, die teilweise bis in das Jahr 2050 reichen, werden darüber hinaus einbezogen.

Für die räumliche Struktur Deutschlands auf regionaler Ebene ist die Suburbanisierung der wichtigste Trend. Seit den 1990er-Jahren lässt sich für Westdeutschland festhalten, dass in Agglomerationsräumen und verstädterten Räumen die Bevölkerungszahl wächst, die Kernstädte hingegen deutlich zurück bleiben. In den Umlandkreisen steigen die Bevölkerungszahlen überdurchschnittlich und umso stärker, je dünner diese Kreise besiedelt sind. In Ostdeutschland setzte nach der Wiedervereinigung zunächst eine rapide Suburbanisierung des Einzelhandels ein. Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Neuordnung der Vermögen, bei der Baulandausweisung und wegen des Einkommensrückstands folgte die Suburbanisierung des Wohnens eigenen Entwicklungsmustern. In den Agglomerationsräumen und in den verstädterten Räumen schrumpft die Bevölkerung. Die Umlandkreise verlieren weniger Bewohner als die Kernstädte, eine positive Entwicklung lässt sich ausschließlich für die ländlichen Kreise der Agglomeration aufzeigen.

Suburbanisierungsprozesse sind das Ergebnis individueller Kalkulationen von Haushalten und Unternehmen. Auf diese Entscheidungen nimmt der öffentliche Sektor Einfluss. Die Erklärung der hier wirkenden Kräfte legt eine interdisziplinäre Betrachtung nahe. Die Analyse im Einzelnen zeigt, dass sich Suburbanisierung zwischen 1950 und 2000 in (West-) Deutschland vorrangig nach folgenden Faktoren richtet:

  • demographische Entwicklung,
  • wachsender Wohlstand der Privaten sowie der öffentlichen Hand,
  • Wandel der Wirtschaftsstruktur,
  • liberale Politik.

Eine Sonderstellung nimmt der Verkehr ein. Er ist Zugleich Ursache und Wirkung im Suburbanisierungsprozess. Für die Zukunft (2000-2050) ist zu erwarten, dass die Kräfte zwar weiterhin in die gleiche Richtung wirken werden, insgesamt und per Saldo sich das Tempo der Suburbaniserung aber verlangsamen wird. Der demographische Druck wird in Deutschland nachlassen, der Fortgang der Wohlstandsentwicklung wird allgemein skeptisch eingeschätzt. Über die Zukunft des politischen Handelns lässt sich nur spekulieren.

Der Suburbanisierungsprozess ist durch das Auseinanderfallen von einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Kosten-/Nutzen-Relationen charakterisiert. Während diese Relation für die Privaten positiv ausfällt, ist für die Gesellschaft insgesamt eher mit einem negativen Kosten-/Nutzen-Saldo zu rechnen (externe Effekte). Als Folgen, die eindeutig allein bei den Nachteilen zu Buche schlagen, werden soziale Segregation, der zusätzliche Bedarf an Infrastruktur sowie Probleme bei den Kommunalfinanzen im Beitrag diskutiert.

Die Auswirkungen der Suburbanisierung müssen gesamtgesellschaftlich als negative Effekte rationalen Handelns von Individuen gewertet werden. Ziel verantwortlicher Politik muss es sein, diesen Prozess nicht durch eine Anreizstruktur (Eigenheimzulage, Pendlerpauschale) zu fördern, sondern eher einzudämmen.

Als ein Handlungssegment, das den Kommunen offen steht, sei auf interkommunale Kooperation verwiesen. Kooperation ist kein Allheilmittel, auch nicht zur Abschwächung von Suburbanisierung, aber doch eine notwendige Bedingung, damit die gesamträumliche Perspektive zum Zuge kommt. Ziel ist es, ruinöse Konkurrenz um mobile Potenziale, um Einwohner oder Betriebe zu vermeiden und die Region als ideellen Gesamtstandort voranzubringen. Keine Gemeinde der Stadtregion hat auf Dauer etwas davon, wenn die Kernstadt mehr und mehr kränkelt.

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