Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe,

Hilfen von Anfang an - Unterstützung von Familien als interdisziplinäre Aufgabe

Inhalt

Eine wachsende Zahl interdisziplinärer Forschungsergebnisse belegen einen Zusammenhang zwischen frühen Problemen in der Eltern-Kind-Beziehung und späteren Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen.

Frühe Beziehungsstörungen scheinen sich insbesondere dann nachteilig auf die Entwicklung von Kindern auszuwirken, wenn sie gehäuft und in Wechselwirkung mit anderen Risikofaktoren auftreten. Hierzu gehören Armut, Arbeitslosigkeit, Alkohol- oder Drogenmißbrauch in der Familie oder fehlende soziale Unterstützung, unter der jugendliche und/oder alleinerziehende Mütter leiden.

Damit läßt sich aber ein großer Teil der Familien beschreiben, die von Mitarbeitern unterschiedlicher Institutionen in der Jugendhilfe betreut werden. Frühe und präventive Maßnahmen sind also naheliegend. Sie dürften zudem gegenüber späten Hilfen oder Therapien kostengünstiger sein, auch wenn man berücksichtigt, daß Prävention spätere Störungen nicht immer verhindern, sondern bestenfalls abmildern kann.

Wie aber lassen sich präventive Ansätze in die bestehenden Strukturen der Jugendhilfe erfolgreich, nachhaltig und zeitlich vertretbar integrieren?

Ziel der Fachtagung des Vereins für Kommunalwissenschaften e.V. war es, die Umsetzung präventiver Maßnahmen in bestehende Hilfestrukturen zu diskutieren. Dabei standen Abstimmung und Vernetzung zwischen den Mitarbeitern unterschiedlicher Institutionen im Vordergrund.

Im praxisorientierten Plenum der Fachtagung wurden unterschiedliche innovative Präventionsansätze und -projekte zu "Frühen Hilfen" aus verschiedenen Regionen der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt und diskutiert. Diese reichten von einem Programm für Schüler "Elternschaft lernen" über Ansätze zur lösungsorientierten Kurzzeittherapie für "Schreibabies" bis hin zu integrierten Familienangeboten, wie sie das "Bürgerhaus Reitbahnweg" in Neubrandenburg praktiziert.

Die Dokumentation dieser Fachtagung richtet sich an Fachkräfte der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Säuglings- oder Familienberatungsstellen, von Nachbarschaftsheimen, Familienbildungsstätten, Gesundheitsämtern und Kinderschutzzentren sowie an in der Pädiatrie tätige Fachkräfte.

Aus dem Inhalt:

Einführender Vortrag: Prävention im frühen Kindesalter:

Pädagogische und entwicklungspsychologische Einflussfaktoren

Dr. Ute Ziegenhain, Hochschulassistentin, Institut für Psychologie der Universität Potsdam

Vorstellung von Präventionsansätzen und Präventionsprojekten im Plenum:

  • "Elternschaft lernen" - ein Programm für Schüler;

    Harald Heidenreich, Kinder- und Jugendschutzbeauftragter des Kreises Schleswig-Flensburg
  • Beratung und Begleitung rund um die Geburt. Angebote des Jugendamtes;

    Brigitte Grünig, Leiterin des Hauses des Säuglings, Jugendamt Berlin-Charlottenburg
  • Familienbegleitung - ein neues Kurskonzept für die Zeit der frühen Elternschaft;

    Ines Albrecht-Engel, Vorsitzende der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung - Familienbildung und Familiengesundheit (GfG), Bundesverband e.V., Düsseldorf
  • Vom "Schreibaby" zum "Baby mit besonderen Bedürfnissen und Fähigkeiten" - Ansätze der lösungsorientierten Kurzzeittherapie in der Leipziger "Beratung für Eltern mit Babies und Kleinkindern";

    Dr. Mauri Fries, Wissenschaftliche Assistentin, Institut für Entwicklungspsychologie und Psychodiagnostik, Universität Leipzig
  • Prävention aus Sicht der Pädiatrie sowie eine Kommentierung der vorgestellten Präventionsansätze und -projekte;

    Dr. Tamara Jacubeit, Kinderärztin, Abteilung Kinderpsychologie, Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg
  • Das "Bürgerhaus Reitbahnweg" als Angebot für Jung und Alt;

    Regina Schäfer, Koordinatorin des Bürgerhauses in Trägerschaft des Jugendamtes der Stadt Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
  • Die Rolle der Kindertagesstätte im frühen Kindesalter; Sylke Dereschkewitz, Leiterin der Kindertagesstätte "Hofzeichendamm" in Berlin-Weißensee Elternschulen in Hamburg;

    Hannelore Floch-Reiners, Referentin für Familienbildung im Amt für Jugend, Hamburg
  • Familienberatung: Sozialpädagogische und medizinische Hilfen sowie eine Kommentierung der vorgestellten Präventionsansätze und Präventionsprojekte;

    Gerti Wilford, Familientherapeutin in der Kinder-, Jugend- und Familienpsychiatrie des Maudsley-Hospitals South-London, Großbritannien

Fachvortrag: Hilfemanagement und Abstimmung zwischen den beteiligten Institutionen und den Familien als eine Aufgabe des Jugendamtes;

Mareile Kalscheuer, Wiss. Mitarbeiterin, Planung- u. Entwicklung GmbH, Institut für Soziale Arbeit e.V., Münster

Berichte aus den Arbeitsgruppen:

  • AG 1: Wie kann eine sinnvolle Kommunikation und Kooperation vor Ort gelingen?

    Uta von Pirani, Leiterin des Jugendamtes Berlin-Charlottenburg, Dirk Friedrichs, Dezernent für Grundsatzfragen im Landesjugendamt Hessen, Wiesbaden;
  • AG 2: Welche Fortbildungsangebote brauchen die Akteure unterschiedlicher Professionen?

    Barbara Seidler, Fortbildnerin und Trainerin, Berlin, Dr. Ute Ziegenhain, Hochschulassistentin am Institut für Psychologie der Universität Potsdam;
  • AG 3: Wie erreichen wir schwierige Familien und wie garantieren wir einen stabilen Kontakt?

    Barbara Bütow, Referentin für Arbeits- und Ausbildungsförderung im Bezirksamt Berlin-Friedrichshain, Heinz Wolfframm, Jugendhilfeplaner im Jugendamt Berlin-Charlottenburg
  • Abschlußreferate: Vision + Wirklichkeit:

    • Die Entwicklung einer Vision - Wie könnte eine hinreichende Unterstützung von Familien im Idealfall aussehen?

      Prof. Dr. Reinhart Wolff, Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin
    • "Schön, daß wir darüber geredet haben..." Die Spiegelung der Vision an den Erfahrungen der Praxis: Offener Brief an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung;

      Dr. Detlef Horn-Wagner, Supervisor und Organisationsberater, Berlin
Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe (AGFJ) (Hrsg.)

Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe, Bd. 19, 1999, deutsch, 163 S., Deutsches Institut für Urbanistik 1999

ISBN: 978-3-931418-22-9
Printausgabe vergriffen

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